Fossilienrestaurierung bei Pyritzerfall

Was ist Pyritzerfall:

Fossilien, die teilweise oder vollständig aus Markasit und Pyrit bestehen benötigen besondere Sorgfalt bei der Präparation und Lagerung. Durch den Kontakt mit Feuchtigkeit und Sauerstoff kann ein Zerfallsprozess einsetzen, der nicht sofort gut sichtbar ist., jedoch durch die entstehenden  Oxydationsprodukte Fossilien in kurzer Zeit zerstören können. Der Zerfall sulfidisierter Fossilien, vor allem in toniger, bituminöser oder kalkiger Matrix, ist ein allgemeines Problem in paläontologischen Sammlungen.

Wir restaurieren betroffene Fossilien, d.h. konkret wir stoppen den aktuellen Zerfallsprozess und sorgen für eine Stabilisierung des Ist-Zustands. Gerne beraten wir sie über verbesserte Lager- und Ausstellungsbedingungen.

 

Auszug aus der Zeitschrift "Der Präparator"

Barlage M., Lobbe R.: "Konservierung sulfidisierter Fossilien – zwei
Methoden im Vergleich", Der Präparator (52), S.84, Bremen 2006. 

>> Die Problematik

Pyrit ist chemisch stabil. Im pyritisierten Fossil ist i. d. R. auch der chemisch instabile Markasit vorhanden. Chemisch sind beide Mineralien identisch. Der Unterschied liegt in ihrer Kristallstruktur.
Bei dem Zerfall von Markasit entstehen schweflige Säure und verschiedene Sulfate. Eisensulfat kann bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 % zu Melanterit, dem siebenfachen Hydrat des Eisensulfats reagieren und somit eine Volumenexpansion von über 250 % erzielen! Schweflige Säure ist  hygroskopisch und wird auch durch Luftfeuchtigkeit hydrolysiert. Insbesondere bei der fast immer gegebenen Anwesenheit von Tonmineralien bilden sich neben den Eisensulfaten auch Aluminiumsulfate,
die auch hygroskopisch sind und durch Aufnahme von Luftfeuchtigkeit weiter reagieren. Es setzt eine  autokatalytische Reaktion ein, die nicht nur den verbliebenen Markasit, sondern auch den chemisch stabilen Pyrit angreift. Bei einigen besonders anfälligen Fossilien reicht hierfür schon eine relative Luftfeuchtigkeit von 30 % aus. Zum Vergleich sei darauf verwiesen, dass eine übliche relative Raum- Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % bis 50 % liegt. Bei calcitischen Fossilien reagiert die schweflige Säure nicht nur mit dem Pyrit, sondern auch mit dem Calcit und bildet Gips. Damit können an einer Sprengung des Fossils nicht nur die Aluminium- und Eisensulfate, sondern auch der großvolumige Gips beteiligt sein.<<

Wodurch entstehen Schäden an Fossilien?

Häufig haben wir mit alternden Lacken zu tun, die sich mit den Jahren zersetzen und mit ihren Zersetzungsprodukten das Original schädigen. Heute weiß man, dass Schellack, Nitrozellulose-Lacke (wie z.B. Zaponlack) oder Holzleim nichts an Fossilien zu suchen haben und diese nachhaltig schädigen. Die Lacke wandeln sich teilweise chemisch um, werden unlösbar, brüchig, setzen die Oberfläche unter Spannung, die dadurch reißen und abplatzen kann. Klebestellen werden instabil und brechen. Oft wurden verschiedene Materialien gemeinsam eingesetzt oder übereinander aufgetragen, so dass die Oberflächen der Originale nicht mehr erkennbar sind. Die Wechselwirkungen der einzelnen Komponenten untereinander ist eine Herausforderung.  Unkontrollierte klimatische Bedingungen, schlechte Halterungen, häufige Erschütterungen können Fossilien schädigen.

Haben Sie den Eindruck, dass sich Ihr Original optisch verändert oder plötzlich auffallend riecht?  Besser ist es nicht auf einen deutlichen Schaden zu warten und z.B. deutlich identifizierbare Lacke wie Schellack und Nitrozellulose-Lacke vorher vom Original zu lösen. Fragen Sie uns gerne, wir führen eine Analyse durch und beraten Sie über Ihre Möglichkeiten.